Veröffentlicht am März 15, 2024

Drastische Müllreduktion ist keine Frage von Extremismus, sondern von cleverer Strategie.

  • Fokussieren Sie sich auf die größten Müllverursacher wie Einwegverpackungen und Lebensmittelabfälle, um maximale Wirkung zu erzielen.
  • Nutzen Sie pragmatische Alltags-Hacks statt einem unrealistischen Alles-oder-Nichts-Ansatz, der nur zu Frustration führt.

Empfehlung: Beginnen Sie mit einer einzigen, gezielten Veränderung pro Monat, um nachhaltige Gewohnheiten ohne Druck aufzubauen und Ihr Ziel sicher zu erreichen.

Der Restmüll quillt über, obwohl Sie doch schon brav den Joghurtbecher in den Gelben Sack werfen? Sie sind nicht allein. Viele Menschen in Deutschland bemühen sich um Mülltrennung, stehen aber am Ende der Woche vor dem gleichen Problem: zu viel Abfall. Die gängigen Ratschläge – Stoffbeutel benutzen, Mehrwegflaschen kaufen – sind zwar ein Anfang, kratzen aber oft nur an der Oberfläche des Problems. Sie führen zu dem Gefühl, viel zu tun, aber wenig zu bewirken. Das Ergebnis ist oft Frustration und der Gedanke, dass ein Leben mit weniger Müll nur etwas für radikale Öko-Aktivisten ist.

Doch was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, alles perfekt zu machen, sondern das Richtige zu tun? Wenn es nicht um 100-prozentige Perfektion geht, sondern um 80-prozentige Wirkung? Die Wahrheit ist: Die größten Erfolge bei der Müllvermeidung erzielen Sie nicht durch dogmatischen Verzicht, sondern durch strategische Priorisierung. Es geht darum, die entscheidenden Abfall-Hebel in Ihrem Haushalt zu identifizieren – jene 20 % der Produkte und Gewohnheiten, die für 80 % Ihres Müllaufkommens verantwortlich sind. Es ist ein pragmatischer Marathon, kein ideologischer Sprint.

Dieser Leitfaden ist Ihr realistischer Plan für diesen Marathon. Er zeigt Ihnen, wie Sie systematisch und ohne Überforderung die größten Müll-Hotspots in Ihrem Alltag angehen. Wir analysieren, warum kluge Vermeidung so viel wirksamer ist als perfektes Recycling, welche Produkte den größten Unterschied machen und wie Sie psychologische Fallen wie den Drang zur Perfektion umgehen. Machen Sie sich bereit, Ihren Müllberg in einen kleinen Hügel zu verwandeln und dabei sogar Geld zu sparen – ganz ohne zum Extremisten zu werden.

Um Ihnen eine klare Struktur für diesen Weg zu geben, folgt dieser Artikel einem logischen Aufbau. Der nachfolgende Überblick zeigt Ihnen die einzelnen Etappen, die Sie zu Ihrem Ziel von deutlich weniger Haushaltsabfall führen werden.

Warum spart Abfallvermeidung mehr CO₂ als perfektes Recycling?

Die meisten von uns sind stolz auf das deutsche Recyclingsystem. Wir trennen Altpapier, Glas und Verpackungen und haben das gute Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Recycling ist wichtig, aber es ist nur die drittbeste Lösung in der Abfallhierarchie. An erster Stelle steht die Vermeidung, gefolgt von der Wiederverwendung. Der Grund dafür ist einfach: Jeder Herstellungsprozess verbraucht Energie und Ressourcen. Ein Joghurtbecher, der recycelt wird, muss erst gesammelt, transportiert, sortiert, gereinigt und eingeschmolzen werden – all das verursacht CO₂-Emissionen.

Ein Produkt, das gar nicht erst hergestellt wird, weil es nicht gekauft wurde, verursacht null dieser Emissionen. Der Fokus auf Vermeidung greift das Problem also an der Wurzel. Besonders deutlich wird dies bei Lebensmitteln. Laut Umweltbundesamt könnten durch eine Halbierung der Lebensmittelverschwendung allein in Deutschland jährlich rund 17 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Diese gewaltige Zahl entsteht, weil nicht nur der Abfall selbst, sondern auch der gesamte CO₂-Aufwand für Anbau, Ernte, Verarbeitung und Transport vermieden wird.

Selbst bei perfekter Mülltrennung gibt es Verluste im System. Downcycling, bei dem aus einem hochwertigen Material ein minderwertigeres wird, ist an der Tagesordnung. Zudem landen in deutschen Haushalten immer noch fast 40 % des Bioabfalls fälschlicherweise im Restmüll, wo er verbrannt wird, anstatt zu Kompost zu werden. Vermeidung ist also nicht nur eine Option, sondern der effektivste Abfall-Hebel, um den eigenen CO₂-Fußabdruck wirklich signifikant zu senken. Jedes vermiedene Produkt ist ein direkter Gewinn für das Klima.

Welche 20 Alltagsprodukte ersetzen Sie für dramatische Müllreduktion?

Der Weg zu weniger Müll beginnt mit gezielten Entscheidungen im Alltag. Statt zu versuchen, alles auf einmal zu ändern, konzentrieren Sie sich auf die Produkte, die den größten Müllberg verursachen. Dies sind oft Einwegartikel, die wir aus reiner Gewohnheit nutzen. Der Austausch dieser wenigen „Hotspot“-Produkte hat eine dramatische Wirkung auf Ihr monatliches Abfallvolumen. Viele dieser Alternativen sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auf lange Sicht auch kostengünstiger.

Hier sind die wichtigsten Austauschkandidaten für den deutschen Alltag:

  • Coffee-to-go-Becher: Mit einem wiederverwendbaren Thermobecher vermeiden Sie einen riesigen Müllberg. Eine erschreckende Zahl des Energieanbieters Vaillant zeigt, dass in Deutschland stündlich rund 320.000 Coffee-to-go-Becher im Müll landen.
  • Einweg-Plastikflaschen: Eine wiederverwendbare Trinkflasche aus Glas oder Edelstahl ist eine einfache und stilvolle Alternative. In Deutschland gibt es zudem fast überall hochwertiges Leitungswasser.
  • Kaffeekapseln: Sie sind praktisch, aber eine ökologische Katastrophe. Alternativen wie Siebträgermaschinen, French Press oder wiederbefüllbare Kapseln produzieren deutlich weniger Müll.
  • Flüssigseife und Duschgel: Feste Seifenstücke und Shampoo-Bars erleben ein Comeback. Sie kommen oft ganz ohne Plastikverpackung aus und sind sehr ergiebig.
  • Plastiktüten beim Einkauf: Der Klassiker, aber immer noch relevant. Ein Stoffbeutel oder ein Korb sollte zur Standardausrüstung bei jedem Einkauf gehören, auch für Obst und Gemüse (kleine Stoffnetze).

Diese Liste lässt sich leicht erweitern um Produkte wie Küchenrolle (ersetzt durch waschbare Lappen), Frischhaltefolie (ersetzt durch Bienenwachstücher oder Dosen) und Einwegrasierer (ersetzt durch einen Rasierhobel).

Sammlung von wiederverwendbaren Alltagsprodukten wie einer Glasflasche, Bambuszahnbürste und Stoffbeuteln auf einem Holztisch.

Wie Sie sehen, geht es nicht um radikalen Verzicht, sondern um einen smarten Austausch. Viele dieser Alternativen sind heute leicht in Drogerien, Supermärkten oder online erhältlich. Der Schlüssel ist, die Gewohnheit zu durchbrechen und die wiederverwendbare Option zur neuen Normalität zu machen.

Zero-Waste-Shops oder smarte Supermärkte: Wo sparen Sie mehr Verpackung?

Wenn die Entscheidung für unverpackte Produkte gefallen ist, stellt sich die Frage nach dem „Wo“. Unverpackt-Läden gelten als das Ideal der Zero-Waste-Bewegung. Sie bieten eine breite Palette an Lebensmitteln und Haushaltsprodukten komplett ohne Einwegverpackung an. Man bringt einfach seine eigenen Behälter mit und füllt ab, was man braucht. Das ist zweifellos die reinste Form des verpackungsfreien Einkaufs. Allerdings sind diese Läden nicht flächendeckend in Deutschland verfügbar und das Preisniveau kann höher sein als im herkömmlichen Supermarkt.

Die gute Nachricht ist: Sie müssen nicht ausschließlich im Unverpackt-Laden einkaufen, um massiv Verpackungsmüll zu sparen. Eine pragmatische Einkaufsstrategie kombiniert verschiedene Möglichkeiten. Auch im normalen Supermarkt, Discounter oder auf dem Wochenmarkt lassen sich große Erfolge erzielen, wenn man weiß, worauf man achten muss. Es geht darum, die bestehende Infrastruktur clever zu nutzen und eine flexible Entscheidungs-Architektur für den eigenen Einkauf zu entwickeln.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Einkaufsorte, wie eine vergleichende Analyse von Utopia.de zeigt. Sie hilft Ihnen, eine realistische Strategie für Ihren Alltag zu entwickeln.

Vergleich der Einkaufsmöglichkeiten für verpackungsfreies Einkaufen
Einkaufsort Vorteile Nachteile Eignung für Zero Waste
Unverpackt-Laden 100% verpackungsfrei, große Auswahl Oft teurer, nicht überall verfügbar Optimal
Wochenmarkt Regional, saisonal, oft unverpackt Begrenzte Öffnungszeiten Sehr gut
Bio-Supermarkt Mehrwegoptionen, lose Ware Höhere Preise Gut
Discounter Günstig, überall verfügbar Viel Verpackung Eingeschränkt

Wie die Utopia-Redaktion treffend bemerkt, ist Flexibilität der Schlüssel. Oft sind es die kleineren Läden, die den entscheidenden Unterschied machen:

Es lohnt sich zudem, kleinere (Bio-)Läden aufzusuchen, weil diese oft flexibler sind als die großen Supermärkte. Auch auf Wochenmärkten bekommst du viele Lebensmittel unverpackt.

– Utopia Redaktion, Utopia.de Ratgeber Zero Waste

Die pragmatische Lösung liegt also in der Kombination: Kaufen Sie Grundnahrungsmittel wie Nudeln oder Reis im Unverpackt-Laden, holen Sie frisches Obst und Gemüse vom Wochenmarkt und achten Sie im Supermarkt gezielt auf lose Ware und Glasverpackungen statt Plastik.

Die Alles-oder-Nichts-Falle, die durch unrealistische Standards aufgeben lässt

Einer der größten Saboteure auf dem Weg zu weniger Müll ist nicht die Industrie oder der Mangel an Alternativen, sondern unsere eigene Psyche. Wir sehen inspirierende Bilder von Zero-Waste-Bloggern mit einem einzigen Einmachglas Müll pro Jahr und setzen uns selbst unter einen enormen Druck. Dieses Phänomen nennt sich die Perfektionsfalle: Wir nehmen uns vor, von heute auf morgen alles perfekt zu machen. Jeder kleine Rückschlag – die vergessene Stofftasche, der spontane Kauf eines Snacks in Plastikverpackung – fühlt sich wie ein komplettes Versagen an. Die Folge: Frustration, Demotivation und schließlich das Aufgeben nach dem Motto „Wenn ich es nicht perfekt schaffe, lasse ich es ganz sein.“

Dieser Alles-oder-Nichts-Ansatz ist der sichere Weg zum Scheitern. Eine pragmatische Reduktion hingegen erkennt an, dass Müllvermeidung ein Prozess ist, eine Reise mit Lernkurven und Anpassungen. Es geht darum, alte Gewohnheiten schrittweise durch neue, bessere zu ersetzen, anstatt einen radikalen Bruch zu erzwingen, der im Alltag nicht durchzuhalten ist. Der Schlüssel liegt in der Akzeptanz von „gut genug“ anstelle von „perfekt“.

Experten bestätigen diesen schrittweisen Ansatz. Der Druck, sofort ein Zero-Waste-Held zu werden, ist kontraproduktiv und ignoriert die Realitäten des modernen Lebens. Wie das Portal Umweltmission.de betont, sind es die kleinen, aber stetigen Veränderungen, die langfristig zum Erfolg führen.

Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Zudem fängt jeder mit kleinen Schritten an. Außerdem befürworten Umweltexperten kleine Veränderungen, die Zero Waste Praktiken enthalten, als gleich ein sofortiges Umsteigen auf Zero Waste. Das ist zum einen kaum durchführbar, zum anderen frustrierend.

– Umweltmission.de, Was ist Zero Waste? Definition und Leitfaden

Setzen Sie sich realistische Ziele. Die „Ein-Schritt-pro-Monat“-Methode ist hierfür ideal: Nehmen Sie sich für jeden Monat nur eine einzige Veränderung vor. Im Januar ersetzen Sie die Küchenrolle durch waschbare Lappen. Im Februar nehmen Sie sich die Coffee-to-go-Becher vor. So bauen Sie nachhaltige Routinen auf, ohne sich zu überfordern. Jeder kleine Sieg motiviert für den nächsten Schritt und macht den Prozess zu einer positiven Erfahrung statt zu einem Kampf gegen sich selbst.

Welche Abfall-Quelle tackeln Sie zuerst für schnellste Erfolge?

Um die Motivation hochzuhalten und schnell sichtbare Ergebnisse zu erzielen, ist es entscheidend, mit den richtigen Abfallquellen zu beginnen. Der Pareto-Effekt (die 80/20-Regel) gilt auch für unseren Müll: Ein kleiner Teil unserer Konsumgewohnheiten verursacht den Großteil unseres Abfalls. Die Kunst besteht darin, genau diese Müll-Hotspots zu identifizieren und gezielt anzugehen. Doch wo fängt man an in einem Haushalt, der laut aktuellen Daten im Durchschnitt eine beachtliche Menge Abfall produziert?

Das Statistische Bundesamt meldete für 2023 mit 433 Kilogramm Haushaltsabfall pro Kopf zwar ein historisches Tief, aber die Zahl ist immer noch gewaltig. Davon entfallen allein rund 156 kg auf den Restmüll – die teuerste und umweltschädlichste Abfallart. Genau hier liegt der größte Hebel. Anstatt sich in Details zu verlieren, sollten Sie sich fragen: „Was füllt meinen Restmüllsack am schnellsten?“

Für die meisten deutschen Haushalte sind die größten Quellen:

  • Verpackungsmüll: Insbesondere von Lebensmitteln, Snacks und To-Go-Produkten.
  • Organische Abfälle (Biomüll): Oft landen Lebensmittelreste fälschlicherweise im Restmüll statt in der Biotonne oder auf dem Kompost.
  • Einwegprodukte: Wie bereits erwähnt, sind Coffee-to-go-Becher, aber auch Windeln oder Hygieneprodukte massive Treiber des Restmüllvolumens.

Der effektivste Startpunkt ist daher oft eine Kombination aus der Reduzierung von Verpackungen beim Lebensmitteleinkauf und der konsequenten Trennung von Biomüll. Allein diese beiden Maßnahmen können das Volumen des Restmülls dramatisch reduzieren und sofort sichtbare Erfolge bringen. Der folgende Plan hilft Ihnen, Ihre persönlichen Prioritäten zu setzen und systematisch vorzugehen.

Ihr Audit-Plan: Die größten Müll-Hebel identifizieren

  1. Müll-Analyse durchführen: Beobachten Sie eine Woche lang, was genau in Ihrem Restmüllsack landet. Notieren Sie die Top-3-Verursacher (z. B. Plastikverpackungen von Gemüse, Kaffeekapseln, Essensreste).
  2. Den größten Hebel wählen: Entscheiden Sie sich für die Abfallquelle, die am meisten Volumen einnimmt. Das ist Ihr Startpunkt für den ersten Monat.
  3. Alternative recherchieren und beschaffen: Suchen Sie eine pragmatische, für Sie passende Alternative (z. B. Gemüsenetze, wiederbefüllbare Kaffeekapsel).
  4. Neue Gewohnheit etablieren: Integrieren Sie die Alternative fest in Ihren Alltag. Legen Sie die Gemüsenetze zum Einkaufsbeutel, stellen Sie die Kapsel neben die Kaffeemaschine.
  5. Erfolg messen und nächsten Hebel wählen: Prüfen Sie am Monatsende, wie sich Ihr Restmüllvolumen verändert hat. Wählen Sie dann den nächsten Punkt auf Ihrer Liste.

Wie sortieren Sie Müll so, dass 100% recycelt werden kann?

Obwohl Abfallvermeidung an erster Stelle steht, lässt sich Müll nicht immer komplett vermeiden. An diesem Punkt wird das korrekte Recycling zum zweitwichtigsten Hebel. Ein gut funktionierendes Recyclingsystem kann wertvolle Ressourcen im Kreislauf halten – aber nur, wenn wir es richtig nutzen. Falsch sortierter Müll kann ganze Chargen von Wertstoffen verunreinigen und sie für das Recycling unbrauchbar machen. Das Ziel ist es, die Recyclingquote zu maximieren, indem wir die Spielregeln der deutschen Mülltrennung verstehen und anwenden.

Das deutsche System mit seinen farbigen Tonnen – blau für Papier, gelb für Leichtverpackungen, braun oder grün für Bioabfall und schwarz für Restmüll – ist im Grunde logisch. Dennoch halten sich hartnäckig Mythen, die zu Fehlern führen. Eine Recyclingquote von 68% bei Siedlungsabfällen im Jahr 2023, wie vom Umweltbundesamt gemeldet, ist zwar hoch, zeigt aber auch, dass fast ein Drittel der Wertstoffe verloren geht – oft durch falsche Sortierung.

Eine korrekte Trennung ist eine Fähigkeit, die man lernen kann. Es geht darum, die Materialien zu verstehen und die häufigsten Fehler zu vermeiden.

Nahaufnahme von Händen, die Müll sorgfältig in die verschiedenfarbigen deutschen Mülltonnen sortieren.

Das Bild zeigt die grundlegende Handlung: Jeder Abfall hat seinen richtigen Platz. Ein klassischer Fehler ist beispielsweise der Pizzakarton im Altpapier. Ist er mit Käse oder Fett verschmutzt, stört er den Recyclingprozess des Papiers und gehört in den Restmüll. Ein sauberes Stück Pappe hingegen kommt ins Altpapier. Ein weiteres wichtiges Detail ist das Trennen von Komponenten: Bei einem Joghurtbecher sollten der Aludeckel und der Plastikbecher voneinander getrennt in den Gelben Sack geworfen werden, da die Sortieranlagen sonst Schwierigkeiten haben, die Materialien zu erkennen. Löffelrein reicht dabei völlig aus; ein Ausspülen ist unnötige Wasserverschwendung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Priorität Nummer eins ist die Vermeidung von Abfall. Sie spart deutlich mehr CO₂ und Ressourcen als jedes Recyclingsystem.
  • Konzentrieren Sie sich auf die Müll-Hotspots in Ihrem Haushalt, vor allem Einwegverpackungen in Küche und Bad, um schnelle und sichtbare Erfolge zu erzielen.
  • Ein pragmatischer Ansatz mit kleinen, schrittweisen Veränderungen ist erfolgreicher als der Versuch, von heute auf morgen perfekt zu sein. Akzeptieren Sie Rückschläge als Teil des Prozesses.

Wie durchschauen Sie Marketing-Greenwashing bei jedem Produkt?

Immer mehr Verbraucher in Deutschland möchten nachhaltig einkaufen. Diesen Trend hat auch die Industrie erkannt – leider nicht immer mit ehrlichen Absichten. Das Ergebnis ist Greenwashing: Unternehmen geben ihren Produkten durch vage Begriffe, grüne Verpackungen oder firmeneigene Fantasie-Siegel einen umweltfreundlichen Anstrich, ohne dass dahinter eine echte ökologische Verbesserung steckt. Als bewusster Konsument ist es daher entscheidend, Marketing-Versprechen von echten Fakten unterscheiden zu können.

Der erste Schritt ist, generische und ungeschützte Begriffe zu entlarven. Wörter wie „umweltfreundlich“, „grün“, „naturnah“ oder “ nachhaltig“ haben keinerlei rechtliche Bedeutung und können von jedem Unternehmen beliebig verwendet werden. Sie sagen nichts über die tatsächliche Umweltbilanz eines Produktes aus. Ein Mineralwasser in einer Plastikflasche wird nicht „grüner“, nur weil ein Blatt darauf abgebildet ist.

Wirkliche Orientierung bieten hingegen unabhängige, zertifizierte Siegel. Diese garantieren, dass bestimmte soziale und ökologische Standards während des gesamten Produktionsprozesses eingehalten wurden. Zu den vertrauenswürdigsten Siegeln im deutschen Handel gehören:

  • Der Blaue Engel: Das Umweltzeichen der Bundesregierung für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen.
  • Das EU Ecolabel: Das offizielle Umweltzeichen der Europäischen Union, das Produkte mit geringeren Umweltauswirkungen kennzeichnet.
  • Fairtrade: Fokussiert auf soziale Standards, faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen in den Anbauländern.
  • Bio-Siegel (EU-Bio-Logo, Demeter, Bioland): Garantieren ökologische Landwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pestizide.

Die Organisation Zero Waste Deutschland warnt eindringlich vor der zunehmenden Täuschung der Konsumenten, die im guten Glauben handeln.

Jedes Unternehmen springt auf den Nachhaltigkeitszug mit auf, zumindest lassen sie es uns, die Konsumenten, glauben. So bekommen wir jetzt auch bei Billigmodeketten Biobaumwollshirts und generell steht überall ‚fair/sustainable/vegan etc.‘ drauf. Doch leider trügt der Schein öfter, als man glauben sollte.

– Zero Waste Deutschland, Zero Waste Dokus & Dokumentationen

Seien Sie also skeptisch. Hinterfragen Sie Werbeversprechen, achten Sie auf die genannten, glaubwürdigen Siegel und informieren Sie sich bei unabhängigen Quellen wie der Stiftung Warentest oder Öko-Test, bevor Sie einem Produkt Ihr Vertrauen schenken.

Wie Sie ethisch konsumieren ohne 3-fache Preise zu zahlen und trotzdem Impact haben

Ethischer Konsum wird oft mit hohen Preisen und exklusiven Bio-Produkten gleichgesetzt. Doch wahrer Impact entsteht nicht nur durch den Kauf teurer, nachhaltiger Produkte, sondern vor allem durch einen bewussteren Umgang mit den Dingen, die wir bereits besitzen oder konsumieren. Die pragmatische Müllreduktion ist hier der perfekte Einstieg, denn sie schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Es geht darum, den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern und Verschwendung zu minimieren.

Ein zentraler Baustein ist die Abkehr von der Wegwerfmentalität. Anstatt defekte Geräte sofort zu ersetzen, können sie oft repariert werden. Initiativen wie Repair-Cafés, die es mittlerweile in vielen deutschen Städten gibt, bieten dafür die perfekte Plattform. Hier helfen ehrenamtliche Experten dabei, Toaster, Lampen oder Kleidung wieder instand zu setzen. Das spart Geld, vermeidet Elektroschrott und fördert ein Gemeinschaftsgefühl. Dieser Ansatz folgt den Grundsätzen der Zero-Waste-Philosophie: Vermeiden, Reduzieren, Wiederverwerten und eben auch Reparieren.

Ein weiterer enormer Hebel für ethischen und zugleich sparsamen Konsum ist die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Eine erschreckende Bilanz zeigt, dass jeder Deutsche durchschnittlich 80 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr wegwirft. Das ist nicht nur ethisch fragwürdig, sondern auch eine direkte Verschwendung von Geld. Ein bewussterer Einkauf mit Einkaufszettel, eine bessere Lagerung und die kreative Verwertung von Resten können hier hunderte Euro pro Jahr sparen und gleichzeitig einen riesigen Müllberg vermeiden. Ethisch zu handeln bedeutet hier also, den Wert von Lebensmitteln wieder wertzuschätzen.

Letztlich bedeutet ethischer Konsum also nicht zwangsläufig, mehr Geld auszugeben. Es bedeutet, smarter zu konsumieren: Weniger, aber dafür langlebigere Produkte kaufen, Vorhandenes reparieren und pflegen und Verschwendung, insbesondere bei Lebensmitteln, aktiv zu bekämpfen. Dieser Ansatz hat einen größeren positiven Einfluss als der Kauf eines einzelnen, überteuerten „Öko-Produkts“.

Häufig gestellte Fragen zur Müllreduzierung im Alltag

Muss man Joghurtbecher vor dem Wegwerfen spülen?

Nein, „löffelrein“ ist absolut ausreichend. Ein Ausspülen mit Wasser ist nicht notwendig und verschwendet unnötig Ressourcen. Die Becher werden im Recyclingprozess ohnehin gereinigt.

Sollte man Deckel von Flaschen und Gläsern abschrauben?

Ja, unbedingt. Deckel (z.B. aus Aluminium oder Plastik) sollten immer vom Glas oder der Plastikflasche getrennt werden. Nur so können die unterschiedlichen Materialien in den Sortieranlagen korrekt erkannt und dem richtigen Recyclingstrom zugeführt werden.

Gehören Pizzakartons immer ins Altpapier?

Nein, nur wenn sie sauber und frei von Essensresten und größeren Fettflecken sind. Fett und Käsereste verunreinigen den Papierbrei im Recyclingprozess. Stark verschmutzte Pizzakartons gehören daher in den Restmüll.

Der Weg zu einem müllärmeren Leben ist eine Reise, kein einmaliges Ereignis. Beginnen Sie heute mit dem ersten, kleinen Schritt. Wählen Sie einen einzigen Tipp aus diesem Leitfaden und setzen Sie ihn diese Woche um. Sie werden sehen: Pragmatische Reduktion macht nicht nur Sinn, sie macht auch zufrieden.

Geschrieben von Klaus Bergmann, Dr. med. Klaus Bergmann ist Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin mit zusätzlicher Qualifikation in Ernährungsmedizin. Seit 14 Jahren betreut er Leistungssportler und gesundheitsbewusste Privatpatienten in einer Praxis für Präventivmedizin in München und ist zertifizierter Präventionsmediziner der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation.