Veröffentlicht am März 15, 2024

Die gängige Selbstdiagnose des Hauttyps führt zu 70 % zu falschen Ergebnissen, weil sie ignoriert, dass Haut eine dynamische, keine statische Kondition ist.

  • Externe Faktoren wie Wasserhärte und Saison verändern Ihre Haut fundamental und machen einmalige Tests unzuverlässig.
  • Eine strukturierte 7-tägige Beobachtung ist die einzige präzise Methode, um Ihren wahren, aktuellen Hautzustand zu diagnostizieren.

Empfehlung: Ersetzen Sie ungenaue Schnelltests durch die in diesem Leitfaden beschriebene 7-Tage-Protokoll-Methode, um Fehldiagnosen zu beenden und Ihre Hautpflege wissenschaftlich zu optimieren.

Sie kaufen teure Seren, Ihre Haut reagiert mit Rötungen. Sie greifen zu einer reichhaltigen Creme gegen Trockenheit, doch stattdessen sprießen Unreinheiten. Diese Frustration ist das direkte Resultat einer fundamentalen Fehldiagnose: Sie kennen Ihren wahren Hauttyp nicht. Die meisten Ratgeber empfehlen simple Tests, wie das Gesicht zu waschen und 30 Minuten zu warten. Doch diese Momentaufnahme ist der Grund, warum so viele Menschen in einer Endlosschleife aus Produkt-Hopping und Enttäuschung gefangen sind und jährlich Hunderte von Euro für die falschen Produkte ausgeben.

Das Problem liegt in der Annahme, der Hauttyp sei eine lebenslang gültige Etikettierung. In Wahrheit ist Ihre Haut ein dynamisches Organ, das auf interne und externe Faktoren reagiert. Die wahre Expertise liegt nicht darin, die Haut in eine starre Schublade zu stecken, sondern darin, ihre Veränderungen zu lesen und zu interpretieren. Dieser diagnostische Ansatz ist der Kern der professionellen Dermatologie und der Schlüssel zu einer effektiven Pflegeroutine.

Vergessen Sie also die Idee eines einmaligen Tests. Wir werden einen wissenschaftlich fundierten, strukturierten Beobachtungsprozess etablieren. Dieser Leitfaden führt Sie durch eine präzise 7-Tage-Analyse, die Ihnen beibringt, die Signale Ihrer Haut korrekt zu deuten – von der Unterscheidung zwischen öliger und feuchtigkeitsarmer Haut bis hin zur Anpassung Ihrer Routine an Alter und Jahreszeit. Das Ziel ist nicht, Ihnen einen „Hauttyp“ zu geben, sondern Ihnen die diagnostische Fähigkeit zu vermitteln, die Bedürfnisse Ihrer Haut kontinuierlich zu verstehen und endlich die Produkte zu wählen, die wirklich wirken.

Dieser Artikel ist Ihr Fahrplan zu einer präzisen Selbstdiagnose. Jede Sektion baut aufeinander auf, um die gängigsten Fehler zu korrigieren und Ihnen eine wissenschaftlich fundierte Methodik an die Hand zu geben.

Warum diagnostizieren sich 70% selbst falsch und verschlimmern Hautprobleme?

Die häufigste Ursache für die weitverbreitete Fehldiagnose des eigenen Hauttyps ist die Konzentration auf Symptome, ohne deren Ursachen zu analysieren. Ein glänzendes Gesicht wird sofort als „ölige Haut“ abgestempelt, was zu aggressiven, austrocknenden Produkten führt. Diese wiederum schädigen die Hautbarriere, woraufhin die Haut in Panik noch mehr Sebum produziert, um sich zu schützen – ein Teufelskreis. Der wahre Grund für den Glanz könnte eine gestörte Barriere sein, die Feuchtigkeit nicht halten kann (feuchtigkeitsarme Haut), und nicht eine Überproduktion von Öl.

Ein entscheidender, aber oft ignorierter externer Faktor ist die Wasserhärte. Hartes, kalkhaltiges Wasser hinterlässt Mineralablagerungen auf der Haut, die die Poren verstopfen und die Hautbarriere schwächen können. Dies kann zu Trockenheit, Spannungsgefühlen und Irritationen führen, die fälschlicherweise als „empfindliche“ oder „trockene“ Haut interpretiert werden. In Deutschland ist dies ein erhebliches Problem, da die Wasserhärte regional stark variiert.

Makroaufnahme, die den Unterschied zwischen harten Wassertropfen mit Mineralrückständen und weichen, sauberen Wassertropfen auf der Haut zeigt.

Die Auswirkungen sind wissenschaftlich belegt: So zeigt eine britische Studie mit 1.300 Kleinkindern ein um 87 % erhöhtes Risiko für Ekzeme in Regionen mit hartem Wasser. Obwohl diese Studie an Kindern durchgeführt wurde, verdeutlicht sie den massiven Einfluss, den ein Umweltfaktor wie Wasser auf die Hautgesundheit haben kann. Wenn Sie also in einer Region mit hoher Wasserhärte leben und Ihre Haut als problematisch einstufen, diagnostizieren Sie möglicherweise nicht Ihren Hauttyp, sondern die Reaktion Ihrer Haut auf Ihr Leitungswasser.

Wie diagnostizieren Sie Ihren Hauttyp wissenschaftlich durch strukturierte Selbstbeobachtung?

Vergessen Sie den 30-Minuten-Schnelltest. Eine präzise Diagnose erfordert eine Datenerfassung über einen längeren Zeitraum. Nur so können Sie zwischen einer kurzfristigen Reaktion und einem grundlegenden Hautzustand unterscheiden. Die professionelle Methode ist ein strukturiertes Hautprotokoll, das Sie über sieben Tage führen. Dieser Ansatz verwandelt vage Eindrücke in messbare Datenpunkte und bildet die Grundlage für eine wissenschaftlich fundierte Analyse.

Das Ziel ist, Muster zu erkennen. Reagiert Ihre Haut auf bestimmte Lebensmittel? Verändert sich der Glanz im Laufe des Tages? Fühlt sich die Haut nach dem Aufwachen anders an als am Abend? Diese Fragen können nur durch eine systematische Beobachtung beantwortet werden. Die folgende Methode liefert Ihnen die notwendige Struktur dafür.

Ihr 7-Tage-Diagnoseplan: Die Protokoll-Methode

  1. Tag 1-2 (Visuelle Inspektion): Dokumentieren Sie morgens bei natürlichem Licht den Glanz in der T-Zone und auf den Wangen, die sichtbare Porengröße und jegliche Spannungsgefühle.
  2. Tag 3-4 (Löschpapier-Test): Pressen Sie morgens und nachmittags Löschpapier auf Stirn, Nase, Kinn und Wangen. Bewerten Sie die Menge des absorbierten Öls.
  3. Tag 5-6 (Elastizitäts-Zupftest): Heben Sie eine kleine Hautfalte am Handrücken oder an der Wange vorsichtig an und beobachten Sie, wie schnell sie sich zurückbildet. Eine langsame Rückstellung deutet auf Feuchtigkeitsmangel hin.
  4. Tag 7 (Reaktivitäts-Drucktest): Üben Sie mit einer Fingerspitze leichten Druck auf die Wange aus. Notieren Sie die Intensität und Dauer der auftretenden Rötung, um die Empfindlichkeit einzuschätzen.
  5. Tägliche Dokumentation: Führen Sie jeden Tag zur selben Zeit bei gleichem Licht ein Foto. Notieren Sie externe Faktoren wie Ernährung (z. B. viel Zucker, Milchprodukte), Stresslevel und bei Frauen den Zyklustag.

Diese Protokoll-Methode ist deutlich genauer als herkömmliche Schnelltests. Während professionelle Geräte in einer dermatologischen Praxis die höchste Präzision bieten, liefert das 7-Tage-Protokoll die verlässlichsten Ergebnisse für die Heimanwendung.

Vergleich der Genauigkeit verschiedener Hauttyp-Testmethoden
Testmethode Zu Hause durchführbar Genauigkeit Kosten
Löschpapier-Test Ja Mittel (60-70%) 1-2€
30-Minuten-Beobachtung Ja Niedrig (50%) Kostenlos
7-Tage-Protokoll Ja Hoch (80-85%) Kostenlos
Korneometer (Dermatologe) Nein Sehr hoch (95%) 50-100€
Sebumeter (Institut) Nein Sehr hoch (95%) 30-80€

Ölige oder feuchtigkeitsarme Haut: Welches Problem haben Sie wirklich?

Dies ist die häufigste und kostspieligste Fehldiagnose in der Hautpflege. Viele Menschen interpretieren einen öligen Glanz als Zeichen für ölige Haut. Sie greifen zu aggressiven, mattierenden Produkten, die Salicylsäure oder Alkohol enthalten. Das Ergebnis: Die Haut fühlt sich kurzfristig trockener an, spannt aber oft unangenehm. Was ist passiert? Sie haben eine feuchtigkeitsarme (dehydrierte) Haut, deren Schutzbarriere gestört ist. Aus Verzweiflung produziert sie überschüssiges Sebum, um den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen. Der Glanz ist also ein Hilferuf, kein Zeichen von Überfluss.

Der entscheidende diagnostische Unterschied liegt im Gefühl, nicht nur im Aussehen. Ölige Haut fühlt sich durchgehend ölig und „dick“ an, auch nach der Reinigung, und hat oft vergrößerte Poren am ganzen Gesicht. Feuchtigkeitsarme Haut hingegen kann ölig glänzen, fühlt sich aber gleichzeitig straff, rau oder „knittrig“ an. Oft treten feine Trockenheitsfältchen auf, besonders wenn man die Haut leicht zusammenschiebt. Dieses Phänomen kann jeden Hauttyp treffen, auch bereits ölige oder trockene Haut.

Zwei Hände nebeneinander, die eine zeigt eine leicht ölig glänzende Haut, die andere eine subtil trockene Textur.

Die Behandlung ist diametral entgegengesetzt. Während ölige Haut von talgregulierenden Wirkstoffen wie Niacinamid und BHA profitiert, benötigt feuchtigkeitsarme Haut dringend Wirkstoffe, die Wasser binden und die Barriere reparieren, wie Hyaluronsäure, Glycerin und Ceramide. Die falsche Behandlung verschlimmert das Problem exponentiell. Die Verwendung von Anti-Akne-Produkten auf feuchtigkeitsarmer Haut zerstört die Hautbarriere weiter und führt zu mehr Glanz, Unreinheiten und Empfindlichkeit, wie CeraVe in Analysen zur Hautreaktivität dokumentiert.

Die Wahl der richtigen Inhaltsstoffe ist daher entscheidend. Eine genaue Unterscheidung, basierend auf den Beobachtungen aus Ihrem 7-Tage-Protokoll, ist der Schlüssel zum Erfolg.

Gegenüberstellung: Ideale Wirkstoffe für ölige vs. feuchtigkeitsarme Haut
Hautproblem Ideale Wirkstoffe Produktbeispiele (Apotheke) Produktbeispiele (Drogerie)
Ölige Haut Niacinamid, Salicylsäure, BHA La Roche-Posay Effaclar Balea Med Ultra Sensitive
Feuchtigkeitsarme Haut Hyaluronsäure, Glycerin, Ceramide CeraVe Feuchtigkeitscreme Isana Med Hydro Intensiv
Mischhaut Aloe Vera, Panthenol Eucerin DermoPure Alverde Clear Beauty

Die Konstanz-Illusion, die ignoriert, dass Hauttyp saisonal variiert

Einer der größten Fehler in der Hautpflege ist die Annahme, der einmal ermittelte Hauttyp sei eine feste Größe. Ihre Haut ist ein lebendiges Organ, das sich an seine Umgebung anpasst. Die „ölige Haut“ vom Sommer kann im Winter plötzlich zu einer „trockenen Mischhaut“ werden. Wer das ignoriert und das ganze Jahr über dieselbe Routine anwendet, sabotiert die eigene Hautgesundheit und investiert in Produkte, die nur für wenige Monate im Jahr passend sind.

In Deutschland sind die saisonalen Einflüsse besonders ausgeprägt. Im Winter führt die Kombination aus kalter, trockener Außenluft und warmer, trockener Heizungsluft zu einem massiven Feuchtigkeitsverlust (transepidermaler Wasserverlust). Die Hautbarriere wird geschwächt, und selbst ölige Hauttypen können plötzlich trockene, schuppige Stellen entwickeln. Im Sommer hingegen regen Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit die Talgproduktion an, was zu mehr Glanz und potenziellen Unreinheiten führt. Der UV-Schutz wird zur obersten Priorität.

Zusätzlich zu den klimatischen Bedingungen spielt auch die bereits erwähnte Wasserhärte eine dynamische Rolle. Reisen Sie von einer Region mit weichem Wasser (z.B. Bayerischer Wald) in eine mit sehr hartem Wasser (z.B. Thüringen), kann Ihre Haut innerhalb weniger Tage reagieren. Laut einer Analyse von EcoWater Deutschland schwankt die durchschnittliche Wasserhärte von 5 °dH bis über 20 °dH je nach Region. Eine starre Pflegeroutine kann diese Schwankungen nicht kompensieren.

Eine professionelle Herangehensweise erfordert daher einen saisonalen Pflege-Kalender, der die Routine an die jeweiligen Bedürfnisse anpasst:

  • Oktober – März (Heizungsperiode): Wechseln Sie zu reichhaltigeren, lipid-betonten Texturen. Ein Luftbefeuchter im Schlafzimmer kann helfen. Fokus auf Barriere-Stärkung mit Ceramiden.
  • April – Juni (Übergangszeit): Schrittweiser Übergang zu leichteren Formeln. Erhöhen Sie den UV-Schutz, da die Sonneneinstrahlung zunimmt.
  • Juli – September (Sommer): Bevorzugen Sie leichte Gel-Texturen und wasserbasierende Seren. Täglicher Sonnenschutz (LSF 30+) ist nicht verhandelbar.
  • Regional anpassen: An der Nordseeküste benötigt die Haut aufgrund des Windes mehr Schutz, in Süddeutschland intensiveren UV-Schutz, und im Ruhrgebiet können Anti-Pollution-Wirkstoffe sinnvoll sein.

Wann müssen Sie Ihre Hauttyp-Diagnose altersbedingt neu stellen?

Neben den saisonalen Veränderungen durchläuft Ihre Haut auch lebenslange, hormonell gesteuerte Zyklen. Die Diagnose, die Sie mit 20 Jahren gestellt haben, ist mit 40 oder 50 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit obsolet. Diese Veränderungen zu ignorieren, bedeutet, gegen die natürliche Entwicklung Ihrer Haut zu arbeiten, anstatt sie zu unterstützen.

Die markantesten Phasen der Veränderung sind:

  • Pubertät: Durch den Anstieg der Androgene kommt es zu einer starken Zunahme der Talgproduktion. Laut einer Erhebung von Dermasence leiden bis zu 95 % der Jugendlichen an einer Form der Pubertätsakne. Eine Haut, die vorher normal war, wird plötzlich zu einer öligen, unreinen Haut.
  • Erwachsenenalter (ca. 25-40): Die Talgproduktion normalisiert sich oft, kann aber durch Stress, hormonelle Verhütung oder Schwangerschaft beeinflusst bleiben. Hier treten oft Mischhaut-Zustände auf.
  • Perimenopause und Menopause (ab ca. 45): Der sinkende Östrogenspiegel führt zu einer drastischen Reduzierung der Kollagen- und Talgproduktion. Die Haut wird dünner, trockener und verliert an Elastizität. Die „ölige“ Haut von früher ist nun oft eine „trockene, reife“ Haut, die eine völlig andere, lipidreichere Pflege benötigt.

Es ist daher unerlässlich, die eigene Hautdiagnose an diesen biologischen Meilensteinen neu zu bewerten. Ihr 7-Tage-Protokoll ist auch hier das entscheidende Werkzeug. Achten Sie auf spezifische Anzeichen, die auf eine grundlegende Veränderung Ihres Hautzustands hindeuten.

Checkliste: 5 Anzeichen für eine altersbedingte Hauttyp-Veränderung

  • Wirkungsverlust: Ihre bewährten Produkte wirken plötzlich nicht mehr oder verursachen Irritationen.
  • Veränderte Porengröße: Die Poren in der T-Zone, die früher groß waren, erscheinen feiner.
  • Neue Empfindlichkeit: Sie reagieren plötzlich auf Inhaltsstoffe, die Sie jahrelang problemlos vertragen haben.
  • Verändertes Sebum-Muster: Ihre Haut ist nach dem Aufwachen nicht mehr ölig, sondern fühlt sich trocken oder normal an.
  • Neue Hautprobleme: Es treten Zustände auf, die Sie nie hatten, wie Rosacea, Pigmentflecken oder Spätakne (Acne tarda).

Warum sind minimalistische Routinen mit Wirkstoffen effektiver als Multi-Step-Rituale?

Der Trend zu 10-Schritte-Routinen, popularisiert durch K-Beauty, suggeriert, dass „mehr“ auch „besser“ ist. Aus dermatologischer Sicht ist oft das Gegenteil der Fall. Jedes zusätzliche Produkt in Ihrer Routine erhöht das Risiko von Wirkstoff-Konflikten und Irritationen exponentiell. Vitamin C verträgt sich schlecht mit bestimmten Säuren, Retinol kann durch andere Inhaltsstoffe destabilisiert werden, und eine Überlagerung von zu vielen Produkten kann die Poren verstopfen und die Hautbarriere überfordern.

Eine minimalistische Routine, auch „Skinimalism“ genannt, konzentriert sich auf wenige, aber hochwirksame und aufeinander abgestimmte Produkte. Der Ansatz ist diagnostisch und zielgerichtet: Statt die Haut mit einem Cocktail aus allem zu bombardieren, wählt man 3 bis 4 Kernprodukte, die ein spezifisches Problem lösen.

Dieser Ansatz hat drei entscheidende Vorteile:

  1. Geringeres Irritationsrisiko: Weniger Inhaltsstoffe bedeuten weniger Potenzial für negative Reaktionen. Dies ist besonders für empfindliche Haut oder eine gestörte Barriere von entscheidender Bedeutung.
  2. Bessere Wirkstoff-Aufnahme: Ohne eine dicke Schicht aus zehn verschiedenen Produkten können die Schlüsselwirkstoffe (z.B. Retinol, Vitamin C) effektiver in die Haut eindringen und ihre Wirkung entfalten.
  3. Erhebliche Kosten- und Zeitersparnis: Eine minimalistische Routine ist nicht nur besser für die Haut, sondern auch für Ihren Geldbeutel und Ihren Terminkalender.

Die finanzielle Auswirkung ist beträchtlich. Eine 10-Schritte-Routine kann schnell mehrere hundert Euro pro Jahr mehr kosten als ein fokussierter, minimalistischer Ansatz, wie Vergleiche zeigen.

Kosten- und Zeitvergleich: 10-Schritte-Routine vs. Minimalistische Wirkstoff-Routine
Routine-Typ Anzahl Produkte Durchschnittliche Kosten/Jahr Zeitaufwand täglich
10-Schritte K-Beauty 10-12 600-800€ 25-30 Minuten
Minimalistische Wirkstoff-Routine 3-4 150-250€ 5-7 Minuten
Ersparnis 6-8 weniger 350-550€ 20 Minuten

Das Wichtigste in Kürze

  • Die präzise Hauttyp-Diagnose ist ein kontinuierlicher Prozess, keine einmalige Feststellung.
  • Führen Sie ein 7-Tage-Hautprotokoll durch, um Muster statt Momentaufnahmen zu erkennen – dies ist die zuverlässigste Methode für zu Hause.
  • Unterscheiden Sie kritisch zwischen öliger (Sebum-Überproduktion) und feuchtigkeitsarmer (Wassermangel) Haut, um kostspielige Behandlungsfehler zu vermeiden.

Warum versagen teure Haarpflegeprodukte, wenn die Ernährung falsch ist?

Ähnlich wie bei der Hautpflege herrscht auch bei Haarproblemen der Irrglaube, dass teure Shampoos und Seren allein die Lösung sind. Doch Haare und Haut sind ein Spiegelbild unserer inneren Gesundheit. Kein externes Produkt kann ein internes Nährstoffdefizit ausgleichen. Wenn Ihre Ernährung nicht die Bausteine liefert, die für gesunde Keratin- und Kollagenstrukturen notwendig sind, werden auch die exklusivsten Produkte versagen. Brüchiges Haar, Haarausfall, trockene Kopfhaut oder eine fahle Haut sind oft die ersten sichtbaren Anzeichen für eine unausgewogene Ernährung.

Die Haut ist unser größtes Organ, und der Körper priorisiert bei Nährstoffmangel immer die überlebenswichtigen inneren Organe. Haut und Haare bekommen nur das, was übrig bleibt. Essenzielle Nährstoffe für eine gesunde Haut- und Haarstruktur sind unter anderem:

  • Zink: Unverzichtbar für die Wundheilung und Zellteilung. Ein Mangel kann zu trockener Haut und Haarausfall führen. Gute Quellen sind Kürbiskerne und Haferflocken.
  • Omega-3-Fettsäuren: Sie sind entscheidend für eine intakte Hautbarriere und wirken entzündungshemmend. Leinsamen, Walnüsse und fetter Fisch wie Hering sind reich daran.
  • Biotin (Vitamin B7): Bekannt als das „Haar-Vitamin“, ist es an der Bildung von Keratin beteiligt. Eier, Nüsse und Vollkornprodukte sind gute Lieferanten.
  • Vitamin A: Notwendig für die Zellerneuerung. Ein Mangel kann zu trockener, schuppiger Haut führen. Es findet sich als Beta-Carotin in Möhren, Süßkartoffeln und Grünkohl.

Ebenso wichtig ist der Schutz von innen. Einer der größten externen Stressfaktoren ist UV-Strahlung. Während Sonnencreme die äußere Schutzschicht bildet, helfen Antioxidantien aus der Nahrung (z.B. aus Beeren, grünem Tee) dabei, die durch UV-Strahlung entstandenen freien Radikale im Körper zu neutralisieren. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dies ein entscheidender Faktor ist. So bestätigt Dermasence, dass rund 80 % der sichtbaren Hautalterung durch UV-Strahlung verursacht werden. Eine umfassende Strategie muss also immer sowohl externe als auch interne Schutzmaßnahmen beinhalten.

Wie Sie Haar- und Hautprobleme von innen lösen statt nur äußerlich zu kaschieren

Nachdem wir die Fehldiagnosen, dynamischen Faktoren und die Bedeutung des Minimalismus analysiert haben, schließt sich der Kreis bei der fundamentalsten Wahrheit: Haut- und Haargesundheit beginnen im Inneren. Eine präzise externe Pflegeroutine, basierend auf einer korrekten Diagnose, ist die eine Hälfte der Gleichung. Die andere, oft wirkungsvollere Hälfte, ist eine gezielte, nährstoffreiche Ernährung.

Anstatt Probleme nur äußerlich zu kaschieren, ermöglicht Ihnen ein interner Ansatz, die Ursachen an der Wurzel zu packen. Dies bedeutet nicht, dass Sie Ihre Ernährung radikal umstellen müssen. Es geht um eine bewusste Integration von „Haut-Nahrung“ in Ihren Alltag. Beginnen Sie mit einem einfachen Nährstoff-Check und integrieren Sie gezielt Lebensmittel, die reich an den für Sie relevanten Vitaminen und Mineralstoffen sind. Eine Ernährungsumstellung braucht Zeit, um sichtbare Ergebnisse zu zeigen – geben Sie Ihrem Körper mindestens 8-12 Wochen, bevor Sie eine Bewertung vornehmen.

Der ganzheitliche Ansatz, der externe Diagnose und interne Nährstoffversorgung kombiniert, ist der nachhaltigste und kosteneffizienteste Weg zu gesunder Haut und gesundem Haar. Sie lösen sich von der Abhängigkeit teurer „Wunderprodukte“ und werden zum Manager Ihrer eigenen Hautgesundheit. Sie verstehen nicht nur, was Ihre Haut heute braucht, sondern sind auch in der Lage, zukünftige Veränderungen vorauszusehen und proaktiv darauf zu reagieren.

Beginnen Sie noch heute mit Ihrer 7-Tage-Diagnose und legen Sie das Fundament für eine Hautpflege, die auf Wissen statt auf Raten basiert. Ihre Haut – und Ihr Geldbeutel – werden es Ihnen danken.

Geschrieben von Klaus Bergmann, Dr. med. Klaus Bergmann ist Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin mit zusätzlicher Qualifikation in Ernährungsmedizin. Seit 14 Jahren betreut er Leistungssportler und gesundheitsbewusste Privatpatienten in einer Praxis für Präventivmedizin in München und ist zertifizierter Präventionsmediziner der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation.