Veröffentlicht am März 15, 2024

Der wahre Preis eines Baustoffs zeigt sich erst bei seiner Entsorgung, nicht beim Kauf.

  • Die ökonomischste Wahl ist oft das Material mit den niedrigsten Lebenszykluskosten, nicht dem geringsten Anschaffungspreis.
  • Regionale Herkunft und sortenreine Zusammensetzung sind in Deutschland entscheidender als jedes internationale Öko-Siegel.

Empfehlung: Bewerten Sie jede Materialentscheidung konsequent nach ihrer 20-Jahres-Performance und einem klaren Plan für die stoffliche Verwertung am Ende des Lebenszyklus.

Der Wunsch, umweltbewusst und gesund zu bauen, ist für viele Bauherren in Deutschland zentral. Doch oft wird dieser Wunsch von zwei großen Sorgen überschattet: explodierende Kosten und die Angst vor „Greenwashing“. Die gängige Meinung lautet, dass ökologische Baustoffe wie Massivholz oder Lehmputz ein Luxus sind, der das Budget unweigerlich sprengt. Man vergleicht Preise, studiert Labels wie den Blauen Engel oder FSC und landet doch oft bei der Standardlösung, aus Angst, eine teure Fehlentscheidung zu treffen. Zu Recht, denn der Markt ist voll von vermeintlich grünen Produkten, die sich nach wenigen Jahren als kurzlebiger Sondermüll entpuppen.

Doch was, wenn der Denkfehler nicht im Wunsch nach Nachhaltigkeit liegt, sondern in der Art, wie wir Kosten bewerten? Wenn die wahre Wirtschaftlichkeit eines Materials nicht im Einkaufspreis, sondern in seiner gesamten Lebensdauer und seinen Entsorgungskosten verborgen ist? Dieser Artikel bricht mit der oberflächlichen Preisdebatte. Wir tauchen tief in die öko-ökonomische Bilanz von sechs entscheidenden Materialgruppen ein. Anstatt nur zu fragen „Was kostet es?“, fragen wir: „Was leistet es über 20 Jahre und was passiert danach damit?“. Es geht darum, die cleveren, langlebigen und wirklich nachhaltigen Lösungen zu identifizieren, die sich in der deutschen Baulandschaft langfristig rechnen – für Ihren Geldbeutel und für die Umwelt.

Dieser Leitfaden führt Sie durch die entscheidenden Materialfragen beim Bauen und Renovieren. Anhand konkreter Vergleiche und deutscher Marktkenntnisse lernen Sie, die Spreu vom Weizen zu trennen und fundierte Entscheidungen für ein wertstabiles und gesundes Zuhause zu treffen.

Warum hat Recyclingbeton die gleiche Stabilität wie Frischbeton bei einem Drittel weniger CO₂?

Beton hat einen schlechten Ruf – der hohe CO₂-Ausstoß bei der Zementherstellung ist unbestreitbar. Doch die Alternative liegt oft direkt vor uns: im Bauschutt. Recyclingbeton, auch RC-Beton genannt, nutzt aufbereiteten Betonabbruch als Gesteinskörnung. Entgegen der Annahme, es handle sich um ein minderwertiges Material, erreicht RC-Beton bei korrekter Herstellung die gleichen Festigkeitsklassen wie herkömmlicher Frischbeton. Der Schlüssel liegt in der Qualität des Recyclats und der Einhaltung der DIN-Normen. Der ökologische Vorteil ist immens: Er spart Deponieraum, schont natürliche Ressourcen wie Kies und Sand und reduziert die CO₂-Emissionen um bis zu 30 %, da weniger neuer Zement benötigt wird.

Mikrostruktur-Vergleich von Recyclingbeton und herkömmlichem Beton, der die ähnliche Zusammensetzung der Gesteinskörnung zeigt.
Geschrieben von Klaus Bergmann, Dr. med. Klaus Bergmann ist Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin mit zusätzlicher Qualifikation in Ernährungsmedizin. Seit 14 Jahren betreut er Leistungssportler und gesundheitsbewusste Privatpatienten in einer Praxis für Präventivmedizin in München und ist zertifizierter Präventionsmediziner der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation.